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Root number
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494237 |
Semester
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FS2025 |
Type of course
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Course |
Allocation to subject
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German Language and Literature |
Type of exam
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Seminar paper |
Title |
Vertiefungskurs/Aufbaukurs LW II: Literature and Finitude |
Description |
Endlichkeit ist eine Grunderfahrung des Lebens. Menschen altern und sterben, Lebensphasen enden und angesichts des Klimawandels erweist sich auch die Bewohnbarkeit der Erde als zeitlich begrenzt. Seit ihren Anfängen setzt sich die Literatur intensiv mit der Endlichkeit auseinander. Dabei variieren die Umgangsweisen von Epoche zu Epoche: In der barocken Vanitas-Lyrik bildet die Vergänglichkeit der Schönheit oftmals den Anlass für eine Entwertung alles Irdischen und eine weltflüchtige Hinwendung zum Jenseits. Nachdem sich auch Gottes Lebensdauer als endlich erwiesen hat und die Religionskritiker seinen Tod ausgerufen haben, gewinnt hingegen das zeitlich begrenzte irdische Dasein eine neue Kostbarkeit. So verfasst etwa Thomas Mann ein emphatisches „Lob der Vergänglichkeit“ und entfaltet den Gedanken, dass erst das Endlichkeitsbewusstsein „allem Leben Wert, Würde und Interesse“ verleihe. (Mann [1952] 1997, 219) Meist ist die literarische Thematisierung von Endlichkeit mit starken Affekten verknüpft: beispielsweise mit Trauer, Angst, Schmerz oder auch einer gesteigerten Freude am Augenblicksglück. (Günther/Hoffmann 2011) Zudem knüpfen sich an die Darstellungen von Endlichkeit häufig auch geschlechterspezifische Semantisierungen. So erscheint die vergängliche Materie in der westlichen Kulturgeschichte oftmals weiblich codiert, was sich besonders eindrücklich an der mittelalterlichen Allegorie der Frau Welt zeigt. (Stammler 1959) In der Gegenwartsliteratur sind es insbesondere die Themen des Alterns, der Krankheit und bedrohlicher Weltkrisen, die zu Reflexionen über das Ende führen.
Allerdings bestimmt die Auseinandersetzung mit Endlichkeit die Literatur nicht nur auf einer motivischen Ebene: Als Schrift, die den Tod ihrer Verfasser:innen überlebt, ist Literatur auch ein kraftvoller Einspruch gegen die Endlichkeit – „Texte sind Waffen gegen die Zeit, gegen das Vergessen, gegen die Verrottung der Wörter.“ (Neumann 2021, 285; vgl. Goebel/von Koppenfels 2002, Zechner 2024) Durch intertextuelle Verfahren stiftet die Literatur ein kulturelles Gedächtnis, das die Zeiten überdauert. (Lachmann 1990) Im Seminar wollen wir Werke vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart lesen und – u.a. aus psychoanalytischer, intertextueller, affekt- und gendertheoretischer Perspektive – untersuchen, wie Endlichkeit dargestellt wird.
Literatur
- vgl. KVV |
ILIAS-Link (Learning resource for course)
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ILIAS
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Link to another web site
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Lecturers |
Dr.
Aglaia Sophia Kister, Institute of Germanic Languages and Literatures ✉
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ECTS
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0 |
Recognition as optional course possible
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Yes |
Grading
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1 to 6 |
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Dates |
Friday 10:15-12:00 Weekly
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Rooms
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Students please consult the detailed view for complete information on dates, rooms and planned podcasts. |