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Was sehen wir, wenn wir einen Garten betrachten? Dieses Proseminar bietet eine Einführung in die geschichtliche Analyse von Gärten, Landschaften, und Territorien. Wir werden versuchen, Gärten als Spiegel von Territorien und Territorien als Abbilder von Gärten zu sehen: zum Beispiel spiegelt Versailles ganz Frankreich wieder, und umgekehrt.
In der frühen Neuzeit (15. bis 18. Jahrhundert) transformierten Fürst:innen, Handelsfirmen und andere Machthaber:innen ihre Umgebungen radikal durch Aktivitäten (z.B. Bergbau, Neulandgewinnung) und Artefakte (z.B. Strassen, Kanäle). Gleichzeitig gestalteten dieselben Auftraggeber:innen prächtige Gärten mit kostbaren Pflanzen, Kunstwerken und Wasserwerken. Durch eine Auseinandersetzung mit beiden Phänomenen in Frankreich, England, Italien, den deutschsprachigen Ländern sowie im Osmanischen Reich werden wir im Rahmen dieses Proseminars die Verbindungen zwischen Gartenkunst und territorialen Politiken beleuchten. Dafür werden wir mit historischen Gartenplänen, Karten, architektonischen und landschaftlichen Projekten, sowie verschiedenen anderen visuellen und schriftlichen Quellen arbeiten. Umweltgeschichtliche Konzepte, wie zum Beispiel „terraforming“, „geo-engineering“ oder „environing technologies“, die für beiden Phänomena gut geeignet sind, werden wir ebenfalls kennenlernen und verwenden. Es sind keine Vorkenntnisse zum Thema erforderlich.
Wichtiger Teil des Proseminars ist eine zweitägige Exkursion nach München (DE), die am Freitag 15. und Samstag 16. November stattfinden wird. Neben Besichtigungen von bedeutungsvollen Gartendenkmälern (z.B. Nymphenburg, Englischer Garten), bietet diese Exkursion die Möglichkeit, renommierte Institutionen wie das Rachel Carson Center der Ludwig-Maximilian Universität und das Zentralinstitut für Kunstgeschichte kennenzulernen. Aufgrund dieser Exkursion, die für alle Kursteilnehmer:innen verpflichtend ist, finden weniger Sitzungen im Seminarraum in Bern statt. Genauere Informationen werden allen Kursteilnehmer:innen rechtzeitig mitgeteilt.
Arbeitssprachen des Proseminars sind Deutsch und Englisch. Die Pflichtlektüre wird in der einen oder der anderen Sprache zur Verfügung gestellt. Die aktive Teilnahme (max. 2 Absenzen), Beteiligung an den Diskussionen, sowie die Moderation einer Sitzung und ein Referat (20 Min.) in einer der beiden (oder in beiden) Sprache(n) sind vorausgesetzt. Die Referatsthemen werden in der ersten Sitzung verteilt. Als Leistungsnachweis ist eine Seminararbeit in schriftlicher Form auszuarbeiten, die ebenfalls auf Deutsch oder Englisch verfasst werden kann.
Literatur:
de Caus, S., Hortus Palatinus. Die Entwürfe zum Heidelberger Schlossgarten (1620; reprint Worms: Werner’sche Verlagsgesellschaft, 1980).
Eckert, M., Physik im Schlosspark. Der Lustgarten als Schauplatz neuer Technik: Schloss Nymphenburg, Versailles, Sanssouci (München: Allitera Verlag, 2020).
Fairchild Ruggles, D., Islamic Gardens and Landscapes (University Park, PA: University of Pennsylvania Press, 2008).
Gothein, M.L., Geschichte der Gartenkunst (2nd edn; Jena 1926), 2 vols.
Jellicoe, G. & S., Die Geschichte der Landschaft (1st Eng edn 1975; Ger edn transl. by Rhiel, W.: Frankfurt: Campus Verlag, 1988).
Morgan, L., Nature as model: Salomon de Caus and early seventeenth-century landscape design (Philadelphia: University of Pennsylvania Press, 2007).
Mukerji, C., Territorial ambitions and the gardens of Versailles (Cambridge: Cambridge University Press, 1997). |