491510-HS2024-0-In the Ghetto-From the "Jewish Street" to Concentration Camps





Root number 491510
Semester HS2024
Type of course Seminar
Allocation to subject Theology
Type of exam Presentation
Title In the Ghetto-From the "Jewish Street" to Concentration Camps
Description Das Seminar analysiert Formen der räumlichen Ausgrenzung der jüdischen Minderheit.
Im Zentrum steht die Beschreibung der von der nichtjüdischen Obrigkeit bestimmten jüdischen Wohnbezirke in christlichen Staaten, die häufig als „Judengasse“ oder „Ghetto“ bezeichnet werden. Doch wird auch das Phänomen der „Mellah“ als jüdischer Bezirk in Städten der islamischen Welt zum Vergleich herangezogen.
Mit der Durchsetzung des Christentums als Staatsreligion im späten römischen Kaiserreich begann die systematische und kontinuierliche Diskriminierung der jüdischen Minderheit auf dem Gebiet des zerfallenden Imperiums. In den sich in der Nachfolge des Römischen Reiches bildenden Gesellschaften und Staaten, seien sie katholisch, orthodox oder auch muslimisch, wurden diskriminierende Gesetze gegenüber den Juden beibehalten.
Generell kann im Bereich des Christentums von einer sich im Mittelalter zunehmend verschärfenden Diskriminierungspolitik ausgegangen werden. Aus zahlreichen europäischen Staaten wurden die Juden seit dem 13. Jahrhundert vertrieben, so dass beispielsweise in England, Frankreich, Spanien und Portugal am Ende des 15. Jahrhunderts offiziell keine jüdischen Gemeinschaften mehr existierten.
In Teilen Italiens und im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation konnten sich die lokalen Machthaber aus unterschiedlichen Gründen - häufig aus wirtschaftlichen Interessen - nicht zu einer vollständigen Vertreibung entschliessen. So entstanden im 16. Jahrhundert u.a. das legendäre Ghetto von Venedig oder die berühmte „Judengasse“ in Frankfurt am Main.
Mit dieser einschneidenden Diskriminierungsmassnahme, wie beispielsweise durch Tore, die den jüdischen Wohnbezirk vom Rest der Stadt trennten, sollte ganz konkret die theologisch begründete Verworfenheit des Judentums und die soziale Marginalisierung seiner Bewohner im Stadtbild festgeschrieben werden. Da grundsätzlich keine Ausdehnung des jüdischen Wohnviertels gestattet wurde, waren die Ghettobezirke, die meist bis zum Ende des 18. Jahrhunderts existierten, überbevölkert. Der grassierenden Wohnungsnot konnte mit dem Bau von im Stadtbild markanten „Hochhäusern“ nur partiell entgegengewirkt werden.
Die Ghettomauern in Italien und Deutschland fielen fast gleichzeitig dank des Siegeszugs der Armee des revolutionären Frankreichs an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Auch nach dem Ende der französischen Vorherrschaft in Europa mit dem Sturz Kaiser Napoleons I. 1814/15 konnten sie nicht mehr neu errichtet werden, da sie zu stark als Symbol überkommener Ideen galten.
Eine mörderische „Renaissance“ erhielten die Begriffe „Ghetto“ und „Jüdischer Wohnbezirk“ im Kontext der genozidalen Judenverfolgung im nationalsozialistischen Deutschland während des Zweiten Weltkriegs. Mit dem Einbezug des Holocaust im Seminar soll der Blick gschärft werden für grundsätzlichen Differenzen zwischen den älteren Formen der räumlichen Ausgrenzung in der frühen Neuzeit und dem Zivilisationsbruch, der der deutsche Massenmord an den Juden im Holocaust bedeutet.
ILIAS-Link (Learning resource for course) Registrations are transmitted from CTS to ILIAS (no admission in ILIAS possible). ILIAS
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Lecturers Dr. Daniel GersonInstitute of Jewish Studies 
ECTS 4
Recognition as optional course possible Yes
Grading 1 to 6
 
Dates Wednesday 16:15-18:00 Weekly
 
Rooms Seminarraum F 004, Hörraumgebäude Unitobler
 
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