506135-HS2025-0-For a place in collective memory. Archives, sources and narrations on the history of coercive welfare measures Swiss National Exhibition 1939





Root number 506135
Semester HS2025
Type of course Exercise
Allocation to subject History
Type of exam not defined
Title For a place in collective memory. Archives, sources and narrations on the history of coercive welfare measures Swiss National Exhibition 1939
Description Seit einigen Jahren fordern Betroffene von sogenannten fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen, einen Platz im kollektiven Gedächtnis der Schweiz zu erhalten. Während Jahrzehnten zum Schweigen gebracht, ertönen nun ihre Stimmen umso lauter.
In der HW-Übung wenden wir uns diesem lang ausgeblendeten Teil der Schweizer Sozialgeschichte zu. Die wissenschaftliche, gesellschaftliche und politische Auseinandersetzung mit dem Thema Zwangsfürsorge fordert etablierte Masternarrative über die Entwicklung moderner, demokratischer Sozialstaaten heraus. Sie verweist auf die repressive Seite der im Zuge nationalstaatlicher Neuordnung entstandenen Fürsorge- und Sozialpolitik und zeigt, dass fortdauernde Repression kein Residuum vormoderner Zeiten, sondern ein konstitutiver Bestandteil der im 19. Jahrhundert neu entstehenden Fürsorgestrukturen war. Vom dadurch systematisch erzeugten Unrecht zeugen allein in der Schweiz mehrere Hunderttausend Betroffene, von denen die Forschung für das 19. und 20. Jahrhundert ausgeht. Einen zentralen Orientierungsrahmen für die Massnahmenpraxis stellten die patriarchalen Familien- und Geschlechternormen dar, wie sie auch das alte Zivilgesetzbuch von 1912 vorschrieben. Wie verschiedene Kategorien sozialer Ungleichheit, insbesondere Klasse und Geschlecht, ineinandergriffen und eine Praxis begründeten, die die Schweiz heute als offizielles Unrecht anerkennt, ist eine Frage, der wir im Kurs nachgehen.
Im Zentrum des Kurses steht die Arbeit mit schriftlichen Archivmaterialien. Ergänzend arbeiten wir mit Quellen der Oral History. Es werden biografische Fallstudien erarbeitet und der Umgang mit sensiblen Daten praktisch eingeübt. Wir erhalten die Gelegenheit, mit Betroffenen zu sprechen. Vergangenheit und Gegenwart verflechten sich beim Thema der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen auf besondere Weise. Betroffene fordern aktiv eine veränderte Erinnerungskultur, zu der auch die Geschichtswissenschaft beiträgt. Daher beschäftigen wir uns auch mit dem Thema der Vermittlung und besuchen die Ausstellung «Vom Glück vergessen» im Bernischen Historischen Museum.
ILIAS-Link (Learning resource for course) Registrations are transmitted from CTS to ILIAS (no admission in ILIAS possible). ILIAS
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Lecturers Dr. Tanja RietmannInterdisciplinary Centre for Gender Studies (ICFG) 
ECTS 5
Recognition as optional course possible Yes
Grading 1 to 6
 
Dates Thursday 10:15-12:00 Weekly
 
Rooms Seminarraum F 001, Hörraumgebäude Unitobler
 
Students please consult the detailed view for complete information on dates, rooms and planned podcasts.