506215-HS2025-0-From the Shadow of the Gallows to the Light of Mercy: An Introduction to Digital History through Medieval Judicial Sources.





Root number 506215
Semester HS2025
Type of course Exercise
Allocation to subject History
Type of exam not defined
Title From the Shadow of the Gallows to the Light of Mercy: An Introduction to Digital History through Medieval Judicial Sources.
Description Die Gerichtsbarkeit mittelalterlicher Städte wird im europäischen Kontext häufig mit einer düsteren Epoche assoziiert. Besonders berüchtigt sind die grausamen Hinrichtungsrituale, die der Abschreckung der Bevölkerung dienen sollten. Doch eine genauere Analyse jüngerer Forschung zeichnet ein nuancierteres Bild. Die Richter verhängten in der Regel erschwingliche Geldbussen, die ärmere Delinquent:innen auch durch Arbeitsleistungen am Stadtbau begleichen konnten. Körperstrafen, dauerhafte Verweisungen aus der Stadt oder gar Hinrichtungen waren Ausnahmen. Bei genauerer Betrachtung offenbaren Justizquellen ein ausgeklügeltes System, das zwischen tragbaren Sanktionen einerseits und der Härte von Körper- und Todesstrafen andererseits balancierte. Die Richter hatten dabei stets die Möglichkeit, das Strafmass aus Gnade zu mildern, was bei allen Sanktionsformen nicht selten vorkam. Bevorzugt wurden dabei jedoch die einheimischen, in der Stadt integrierten Bewohner:innen, während insbesondere wirtschaftlich benachteiligte Auswärtige ohne soziales Netz in der Stadt oft dauerhaft ausgegrenzt wurden: Der fremde Dieb, der wiederholt in der Stadt gestohlen hatte, über kein soziales Netz verfügte und kein Jugendlicher mehr war, landete mit hoher Wahrscheinlichkeit am Galgen. Justizquellen bieten somit nicht nur wertvolle Einblicke in die Gerichtspraxis, sondern darüber hinaus eine Grundlage für Reflexionen über Devianz sowie über Integration und Ausgrenzung in historischen Gesellschaften.
Der Kurs kombiniert eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema mit einer Einführung in die Methoden und Praktiken der Digital History, wobei der hohe praktische Anteil (Hands-on-Prinzip) den Zugang erleichtern wird. Im ersten Teil der Übung verschaffen wir uns einen Überblick über die Quellengattungen, die im Fokus stehen – darunter Urteils- und Rechnungsbücher sowie Verhörprotokolle aus den Städten Bern, Basel, Zürich und Schaffhausen (14.–16. Jahrhundert). Gemeinsam werden wir einschlägige Quellen lesen und sowohl manuell als auch mit Unterstützung von KI transkribieren. Die Ergebnisse werden hinsichtlich Quellenkritik und -interpretation reflektiert.
Im zweiten Teil der Übung werden Methoden und Tools der Digital History eingeführt, welche die Studierenden direkt anwenden können. Auf Grundlage der Quellen entwickeln wir ein vielseitig einsetzbares Datenbankmodell zur digitalen Erfassung, Verwaltung und Analyse von Texten, Objekten, Akteur:innen und Institutionen. Dieses Modell dient als Grundlage für quantitative und qualitative Analysen der Justizquellen, aus denen wir unter anderem georeferenzierte Karten und Netzwerke zu konkreten Fragestellungen erstellen werden. Das entwickelte Datenbankmodell lässt sich von den Studierenden mit entsprechenden Anpassungen auch für andere Epochen und Forschungsthemen über den Kurs hinaus weiterverwenden.
ILIAS-Link (Learning resource for course) Registrations are transmitted from CTS to ILIAS (no admission in ILIAS possible). ILIAS
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Lecturers Dr. Kaspar GublerInstitute of History, Medieval History 
ECTS 5
Recognition as optional course possible Yes
Grading 1 to 6
 
Dates Tuesday 14:15-16:00 Weekly
 
Rooms Seminarraum F -122, Hörraumgebäude Unitobler
 
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